Weiterführende Schule

23.06.2022

Lehrer in der Wirtschaft - Zeit für einen Perspektivenwechsel

Studienrat Dominik Regnet vom Gymnasium Tutzing lernt bei der MTU ein Jahr lang die Arbeit in einem Unternehmen kennen. Er hat Notenbuch, Schultasche und Tafelkreide gegen den Alltag im Unternehmen getauscht: Dominik Regnet ist einer von aktuell sieben Lehrerinnen und Lehrern in Bayern, die ein Jahr lang in der freien Wirtschaft statt in der Schule arbeiten.

Möglich macht es ein Projekt des bayerischen Kultusministeriums und der vbw, Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. Wie er seine Zeit bei der MTU in München erlebt, erzählt Dominik Regnet im Interview.

Was ist das Besondere am Projekt Lehrer in der Wirtschaft?

In jedem Jahr haben bis zu zehn Lehrkräfte in Bayern die Möglichkeit, sich ein wirklichkeitsgetreues Bild von der vielfältigen Arbeit in einem der teilnehmenden Unternehmen zu machen. Die Erfahrungen geben wir dann an das Kollegium und die Schüler*innen weiter. Damit stärken wir das Bewusstsein dafür, wie die soziale Marktwirtschaft in der Realität funktioniert.

Was sind die Vorteile des Programms?

Der Blick über den Tellerrand ist für mich besonders wertvoll. Ich kann meinen Schüler*innen nun authentisch und praxisnah berichten, wie es in der freien Wirtschaft läuft, wie wirtschaftliche Prozesse und Zusammenhänge funktionieren. Das Projekt sorgt für einen perfekten Austausch und die Vernetzung von Unternehmen und Schule. Davon haben beide Seiten etwas: Ich als Lehrer trage neue Ideen und Impulse in den Schulalltag, die MTU profitiert von meiner Mitarbeit und meinen Kontakten zu potentiellen Bewerber*innen und Nachwuchskräften. Eine Win-win-Situation für alle Beteiligten. Deshalb wünsche ich mir, dass noch mehr Kolleg*innen die Gelegenheit bekommen, an diesem Programm teilzunehmen.

Was sind Ihre aktuellen Aufgaben?

Ich arbeite während des Programms in zwei verschiedenen Abteilungen. Sechs Monate lang war ich in der Ausbildungsabteilung, sechs Monate bin ich nun im Bereich Fort- und Weiterbildung tätig. Dabei habe ich die Gelegenheit bekommen, an verschiedenen Projekten mitzuwirken, etwa an einer Lernplattform für Auszubildende. Ich habe außerdem mit einem externen Dienstleister einen virtuellen Rundgang durch die Ausbildung entwickeln dürfen, der jetzt online verfügbar ist. Dieser kann zum Beispiel auch auf Jobmessen mit einer Virtual Reality-Brille angesehen werden. Bei APAT habe ich verschiedene Tools für das System SharePoint und Konzepte bezüglich Future Skills erstellt. Damit sind die Aufgaben sehr verantwortungsvoll, spannend und abwechslungsreich.

Wo sehen Sie Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede zwischen Wirtschaft und Schule?

Ich habe erlebt, dass es zwischen Wirtschaft und Schule mehr Parallelen gibt, als gedacht. In Bezug auf die Ausbildung junger Menschen beschäftigen uns die gleichen Herausforderungen und Chancen. Das Schulsystem vergleiche ich gerne mit einem großen Tanker: Im Vergleich zur freien Wirtschaft dauern Veränderungen hier wesentlich länger, weil wir nicht so agil sind. Zudem hat ein Unternehmen natürlich ganz andere finanzielle Mittel, um wichtige Zukunftsthemen wie die Digitalisierung voranzutreiben. Hier ist die MTU aus meiner Sicht hervorragend aufgestellt.

Gab es Dinge, die Sie überrascht haben?

Anfangs habe ich gedacht, die Atmosphäre im Unternehmen sei distanzierter – den Umgang miteinander habe ich dann als sehr familiär und warmherzig erlebt. Ich wurde mit offenen Armen empfangen und habe mich deshalb sofort wohl gefühlt. Ein Grund, weshalb mir der Abschied Ende August schwerfallen wird.

Was nehmen Sie persönlich aus Ihrer Zeit bei der MTU mit?

Ich habe viele interessante Erfahrungen gemacht, die ich im neuen Schuljahr nutzen werde, um meine Schüler*innen zielgerichtet zu unterstützen: zum Beispiel bei der beruflichen Orientierung. Außerdem habe ich – als Lehrer für Deutsch, Sport und Rhetorik – spannende Einblicke in technische Themen bekommen. Besonders beeindruckt bin ich von der Entstehung eines Triebwerks und den Ausmaßen des A320neo-Triebwerks auf dem Prüfstand. Kurzum: Ich bin glücklich, stolz und dankbar, Teil des MTU-Teams zu sein!

Weitere Informationen zum Projekt Lehrer in der Wirtschaft erhalten Sie hier