Hochschule

06.12.2021

Gewusst wie – nachhaltig gründen im Sinne der 17 UN-Nachhaltigkeitsziele!

Teilnehmende des studentischen Gründungswettbewerbs „5-Euro-Business“, des Schülerfirmenprojekts JUNIOR und Alumni der Bildungsinitiative Technik Zukunft in Bayern 4.0 tauchten bei dem digitalen Workshop „Nachhaltig gründen“ in die Welt des Online-Planspiels „Sustain 2030“ ein.

In dem Planspiel der iCONDU GmbH stellten sie sich ein bestimmtes Szenario vor und handelten aus der Perspektive verschiedener gesellschaftlicher Rollen. Bei „Sustain 2030“ tritt halbjährlich ein Bürgerrat zusammen und beschließt Maßnahmen, um bis 2030 die deutschen Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. 17 sogenannte „SDGs“ – Sustainable Development Goals – gilt es dabei im Blick zu behalten.

Der Bürgerrat besteht aus Personen wie der Pflegefachkraft Patricia, dem Wirtschaftsförderer Willi oder der Landwirtin Laura, die jeweils ihre persönlichen Herzensthemen einbringen. Pflegefachkraft Patricia liegt beispielsweise soziale Gerechtigkeit und menschliches Wohlbefinden am Herzen, daher setzt sie sich vorrangig für SDG 1 „keine Armut“ und SDG 10 „weniger Ungleichheiten“ ein. Wirtschaftsförderer Willi engagiert sich für die Themen Kreislaufwirtschaft und Digitalisierung, weshalb er besonders SDG 9 „Industrie, Innovation und Infrastruktur“ und SDG 17 „Partnerschaften zur Erreichung der Ziele“ im Blick hat. Landwirtin Laura hat vor zehn Jahren den landwirtschaftlichen Betrieb ihrer Eltern übernommen und weiß daher, wie wichtig nachhaltige Agrar- und Ernährungssysteme sind. SDG 2 „kein Hunger“ ist ihr daher ein Anliegen, aber auch SDG 9 „Industrie, Innovation und Infrastruktur“ ist bei ihr – wie bei Wirtschaftsförderer Willi – im Fokus. Nach jeder Bundestagswahl steht dem Bürgerrat ein begrenztes Budget zur Verfügung, das für Maßnahmen eingesetzt werden soll, um alle 17 SDGs zu erreichen. Es kann nur eine bestimmte Höhe an Krediten aufgenommen werden, um darüber hinaus gehende Investitionen zu tätigen.

In jedem Planspiel-Halbjahr treffen zudem Ereignisse ein, die auf die SDGs positiven oder negativen Einfluss haben – so wirkt sich etwa die Corona-Pandemie nicht nur negativ auf das SDG 3 „Gesundheit und Wohlergehen“ aus, sondern schwächt darüber hinaus weitere SDGs, wie zum Beispiel SDG 4 „hochwertige Bildung“, SDG 1 „keine Armut“ und SDG 8 „Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum“. Nun gilt es zu handeln – was nicht einfach ist, wenn es in jeder Spielrunde weitere Ereignisse gibt, das Budget immer kleiner wird und der Bürgerrat so viele verschiedenen Interessen vertritt, wobei keines vernachlässigt werden darf. Das Spiel fordert daher echte Kooperation, einen vorausschauenden Blick und Systemdenken, welches alle Folge- und Wechselwirkungen mit einberechnet. Proaktiv zu agieren ist oft besser als erst zu reagieren, wenn bereits negative Folgeereignisse in Gang gesetzt worden sind.

Gespielt wurde in mehreren Kleingruppen mit unterschiedlich zusammengesetzten Bürgerräten. Am Ende wurden die Ergebnisse und Erfahrungen im Plenum ausgetauscht. Aus den abschließenden Gesamtperformances konnte man ablesen, dass manche Gruppen die SDGs erreichten, während andere zum Ende der Spielzeit noch verhandelten, sparsamer mit dem Budget umgingen oder mehr in den jeweiligen Individualinteressen verhaften blieben als andere Gruppen, die taktischer vorgingen. Klar ist, dass ein real existierender Bürgerrat wohl mehr Personen enthalten würde, wohingegen die Mitglieder der Kleingruppen im Spiel besser miteinander in Kontakt treten und ausgiebiger miteinander diskutieren konnten. Im echten Leben muss oft schneller gehandelt werden – zurück bleibt nach diesem Planspiel großer Respekt für diejenigen, die Tag für Tag wichtige Entscheidungen für das Wohl aller treffen müssen.

Das Planspiel lieferte darüber hinaus auch eine Grundlage, an die man einem eigenen Unternehmen anknüpfen kann. Die Studierenden und Schüler*innen lernten, wie sich bestimmte Denkweisen in Zusammenhängen und Wechselwirkungen auf ihre Unternehmensgründung übertragen lässt, sei es beim „5-Euro-Business“ oder bei JUNIOR. Die Kernfrage lautet: Wie kann ich mit meinem Unternehmen zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele beitragen? Das Beispiel eines Getränkemehrwegbechers inspirierte die Teilnehmenden zu eigenen Überlegungen: Kann ich durch die Reduktion von Plastikmüll SDG 14 „Leben unter Wasser“ stärken und durch das Abhalten von Workshops zum Thema Kreislaufwirtschaft in Schulen auch gleichzeitig SDG 4 „Hochwertige Bildung“ unterstützen? Welche Auswirkungen hat diese Maßnahme wiederum auf andere SDGs? In den Köpfen der Gründer*innen regten sich erste Ideen, die sie in gezielter Ausarbeitung einer Unternehmensstrategie für ihren Beitrag zu den SDGs einfließen lassen können.